Wehrkirchen in der Mark Brandenburg

Wehrkirchen in der Mark Brandenburg

Aquarelle von Martin Erdmann
Texte von Christa Kouschil

DIN A3 – 15 Seiten

20,00 

Lieferzeit: 3-5 Werktage

Dieser Kalender stellt Kirchen der Mark Brandenburg vor, die sich im Raum zwischen Elbe und Havel finden: Am Verlauf alter Heer- und Poststraßen von Magdeburg nach Brandenburg liegen Ziesar, Rogäsen, Viesen und Wusterwitz; im Fläming haben wir Belzig, Görzke und Reetz ausgewählt; auf anhaltinischem Territorium geht unsere Reise rechtselbisch weiter von Redekin nach Großwulkow, Schönhausen und Havelberg.

Hinzu gesellt sich die Kirche von Rhinow. Die meisten dieser Kirchen sind Dorfkirchen, aus Granitfeldsteinen gefügt, wie es sich in dem alten Urstromtal dieser Gegend anbot. Das spröde Material zwang die Erbauer zu einfachen Formen. Dort, wo sich im Zuge des mittelalterlichen Landesausbaus Flamen ansässig machten, zeigen sich auch gestaltungsfreundlichere Backsteinbauten (Großwulkow, Redekin, Schönhausen).

Die einen wie die anderen haben aus dem 12./13. Jahrhundert überdauert, obwohl Brandschatzungen, Kriege und Stilübungen vieler Generationen ihr ursprüngliches, herbes romanisches Antlitz verändert haben. Das Grundmuster fast aller vorgestellten Kirchen besteht aus folgendem: Ein meist rechteckiger Turm ist in seiner ganzen Breite dem langgestreckten Schiff vorgelagert. Daran schließen sich ein eingezogener, meist quadratischer Chor und die halbrunde Apsis an. Dreischiffige Basiliken finden sich nur im Dom zu Havelberg und in der Dorfkirche Schönhausen, Querschiffe lediglich in Wusterwitz, Ziesar und Belzig. Die Kirchen waren präzise »geostet«, der Turm war nach Westen ausgerichtet.

Dem Betrachter der folgenden Blätter erschließt sich, dass alle gezeigten Kirchen von ungefügen mächtigen Westtürmen dominiert werden. Derartige Türme gehören zu den markantesten Erscheinungen der märkischen Kirchen.

Sie haben in ihrer Grundsubstanz meist ohne Einbußen die Jahrhunderte überdauert. Sie sind, mit ihren dicken Mauern ungegliedert, bis hoch hinauf meist ohne Fenster, gelegentlich mit Lichtschlitzen versehen. Arkadenfenster in den Obergeschossen wurden zumeist nachträglich eingefügt. Der Zugang in diese Türme war manchmal nur über hochangebrachte Einsteigtüren in die oberen Stockwerke möglich (Görzke). Es können sehr wohl Stätten gewesen sein, in denen sich die Menschen bei Gefahr verschanzt haben. Nicht unumstritten werden diese Türme deshalb auch als Wehrtürme bezeichnet.

Die Geschichtschreibung der Kirchenbauten hat in den letzten Jahrzehnten eine ganze Palette von kirchlichen Wehranlagen klassifiziert (freistehende Türme, Chortürme über dem Altar, Befestigungen über dem Gesamtbau, befestigte Friedhofsmauern, Torwächter, unterirdische Gänge, Wehrgänge an der Kirchenmauer, Gaden u.a.m. – Karl Kolb).

Für unsere Kirchen ist eben der mächtige, breit hingelagerte Westturm charakteristisch, der in der Literatur auch als Breitturm, querrechteckiger Westturm, Westquerturm, Querriegel, Westmassiv oder auch, wie beim Dom zu Havelberg, als Westwerk bezeichnet wird. Wohl zu Recht wird angezweifelt, dass ein noch so trutziger Kirchturm gleich einer Festung Feinde abwehren konnte; dies schon allein deshalb, weil Kirchen nicht über Wasserreservoirs verfügten.

Es sei deshalb richtiger, von Fluchttürmen zu sprechen (Viola Pfeifer). Auch baukünstlerische oder bautechnische Gründe könnten die besondere Gestaltung der märkischen Kirchen bedingt haben (Hans-Herbert Möller).

Wie dem auch sei, wir dürfen uns über jedes einzelne Kleinod freuen,
das die Zeiten überdauert hat.

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